Sportplatz

Sportplatz in der Aue, Steinackerstraße, 64372 Ober-Ramstadt

 

Ober-Ramstadts Fußballplätze

von Thomas Weber


Eine bewegende Geschichte haben auch die verschiedenen Sportgelände in Ober-Ramstadt hinter sich. Immer wieder mussten sich die Fußballer ein neues Sportgelände suchen, weil die Interessen und finanziellen Zwänge der Gemeinde eine andere Nutzung der Gelände vorsah.

Lange Zeit, viel länger als in den anderen größeren Städten, war man in Ober-Ramstadt auf Wiesen zum Spiel und Training angewiesen, die mit den heutigen Sportstätten kaum mehr zu vergleichen sind.

König „Fußball“ musste sich in der Stadt seinen Stellenwert mühevoll Sonntag um Sonntag erarbeiten. Das wenige Geld der Vereine reichte gerade, um die notwendigsten Kosten zu decken. Mithin schied auch schon der Gedanke aus, selbst einen Sportplatz herzurichten. Öffentliche Gelder waren für andere Aufgaben vorgesehen. Und da jegliches Feld landwirtschaftlich genutzt wurde, war es nicht einmal möglich, ein geeignetes Stück Gelände zum Kicken zu finden.

„Fohlenweide“

Die Fohlenweide (auch „Füllerwaad“ genannt) war die erste Sportstätte der Ober-Ramstädter Fußballer. Sie lag im oberen Bereich der Adlergasse/ Ammerbachstraße. Der Name „Weide“ macht seinem Namen alle Ehre, denn der Platz hatte mehr von einer Wiese als von einem Sportplatz.

Kurze Zeit nach dem Ende des ersten Weltkrieges verkaufte die Gemeinde das Gelände und die Fußballer, die mittlerweile etwa 350 Mitglieder hatten, standen jetzt ohne Sportplatz da. Das Gelände wurde zu Baugelände und in den nächsten Jahren bebaut.

„Wildscheuerwiese“

Um den Spielbetrieb weiter aufrechterhalten zu können suchte man sich ein neues Gelände, auf dem man die Spiele austragen konnte. Nur noch wenige ältere Ober-Ramstädter werden sich an die Zeit erinnern können, als man sonntags zur „Wildscheuerwiese“ hinterm „Häuschen“ am „Kuhfalltor“ pilgerte. Die Spieler mussten in dieser Zeit die Tore über eine Stunde lang schleppen, um überhaupt spielen zu können, wodurch man sich den Spaß am Fußball aber nicht vermiesen ließ. An der Wildscheuerwiese wurden primitiv die Tore aufgeschlagen. An Netze war zu dieser Zeit nicht zu denken. Selbst die Torbalken mussten vom Ort aus mitgenommen werden Nach dem Spiel wurden die Tore wieder abgebaut und ins Gasthaus „Zum Spässchen“ gebracht. Was war das für ein Idealismus! Auch zu dieser Zeit hatte die Obrigkeit nur wenig Verständnis für die Austragung der Fußballspiele, die nur selten genehmigt wurden. So entschied oft über die Spieldauer das plötzliche Auftauchen des Försters, denn die Spiele wurden auf einem nicht genehmigten Feld ausgetragen. Damit war dann das Spiel beendet und der mühevolle Heimweg stand früher als geplant bevor.

Im Steinbruch („Am Buchwald“)

Bereits Anfang der 20-iger Jahre entstand „Am Buchwald“ ein weiteres Sportgelände, das vor allem für Leichtathletik genutzt wurde. Eine besondere Veranstaltung war dabei das Nationale Sportfest 1924, zu dem die besten Sportler aus Frankfurt, Mainz, Gießen, Offenbach, Worms, Darmstadt und aus der näheren Umgebung nach Ober-Ramstadt kamen.

Nach der Abspaltung eines Teils der Fußballer und der Gründung eines zweiten Vereins (FC Union) im Jahr 1922 zog auch der Fußballsport „Am Buchwald“ ein. Durch Fleiß und Beharrlichkeit aller Sportler war am „Buchwald“ für die damalige Zeit ein recht nettes Spielfeld entstanden. Viele 100 Arbeitsstunden setzten die Sportler ein, um ein gutes Sportgelände zu schaffen. Mit der Nutzung kam man einem besseren Spielbetrieb schon um einiges näher, doch der damalige Hartplatz war keineswegs ideal. Aber auch dieses Gelände fiel den anderweitigen Planungen der Gemeindevertreter zum Opfer, die das Gelände an die Odenwälder Hartstein Industrie verkaufte, ohne ein Ersatzgelände zur Verfügung zu stellen.

„Am Schorrsberg“

Seit Anfang der 20iger-Jahre trug der VfB und später der Sport-Club seine Spiele auf dem Sportplatz am „Schorrsberg“ aus.

Während die Spiele des neu gegründeten Vereins „FC Union“ weiterhin „Am Buchwald“ stattfanden, stand dem „VfB“ ein neues Sportgelände „Am Schorrsberg“ zur Verfügung. Auf einer früheren Wiese unterhalb der Landstraße zwischen Ober-Ramstadt und Modau, gegenüber dem Waldstück „Schorrsberg“ konnte nun endlich ein geregelter Spielbetrieb durchgeführt werden.

Der Eigentümer der Gaststätte „Hessischer Hof“, Georg Rodenhäuser, war den Fußballern gut gesonnen und verpachtete einen Streifen seiner Wiese ab dem Jahr 1922 an den VfB und später an den „Sport-Club“. Der Hessische Hof war in dieser Zeit auch das Vereinslokal der Fußballer. Vor den Spielen mussten sich die Sportler im „Hessischen Hof“ umziehen und dann etwa 2 km in Richtung Modau zum Sportgelände laufen. Nach dem Spiel ging dann der gleiche Weg wieder zurück, bis man sich vom Matsch und Schlamm befreien konnte. 15 Waschschüsseln standen sonntags nach den Heimspielen des SC im Vereinslokal „Hessischer Hof“ bereit, wo sich die Akteure waschen konnten Auf dem Heimweg kam es dann des öfteren vor, dass der eine oder andere Sportkamerad in voller Fußballermontur im „Jägerhof“ am Rondell einkehrte und erst spät in der Nacht den Heimweg fand.

Von einem Sportplatz im heutigen Sinne konnte man allerdings am „Schorrsberg“ auch nicht sprechen. Keine genormten Maße, oft zu nasser Boden, kein gepflegter Rasen, Aufschüttungen durch Maulwürfe und häufig geflickter Zaun an den Toren. Das Futter auf dem Sportplatz teilten sich einige Hasenzüchter, die gelegentlich auch den Platz etwas planieren mussten. Bei wichtigen Spielen entzogen sich zahlreiche Zuschauer dem Kassierer, indem sie einen Platz auf der vorbeiziehenden Straße nach Modau vorzogen. Doch auch hier sollte Abhilfe geschaffen werden. In mühevoller Arbeit wurde ein Zaun aus Holz aufgebaut, auf den man später dann noch eine Juteplane aufsetzte, um den Zaungästen die Sicht zu nehmen.

Rahmenbedingungen, die sich heute wohl niemand mehr vorstellen kann. Typisch für die damaligen Spiele in Ober-Ramstadt war, dass immer mehrere Bälle vorhanden sein mussten, da bei jedem unkontrollierten Schuss der Ball in der vorbeifließenden Modau landete.

Es waren schon Spezialisten, die die Bälle wieder aus dem Bach fischten. Manch einer landete trotzdem bei den waghalsigen „Rettungsaktionen“ im Wasser. Da die Bälle bei weitem nicht die Qualität der heutigen Fußbälle hatten, waren diese dann mit Wasser durchtränkt und hart wie Stahl. Schuster Jakob Neubert war es, der als Platzwart am „Schorrsberg“ die Bälle wieder zusammenflickte und auch für ein passables Schuhwerk der Kicker sorgte.

Als der Schützenverein, der auf der gegenüberliegende Straßenseite Richtung Modau sein Vereinsgelände hatte, nach dem Krieg verboten wurde, konnte die Fußballer die  Holzhütte abbauen und am Sportplatz wieder aufbauen. Damit waren zumindest einmal Kabinen für die beiden Mannschaften und den Schiedsrichter geschaffen.

„In der Aue“

Bereits Anfang der 30er-Jahre schafften sich die „Freien Sportler“ in mühevoller Arbeit von ehrenamtlichen Helfern, ungezählten freiwilligen Arbeitseinsätzen und mit Hilfe von Bausteinaktionen  im Bereich des heutigen Sportgeländes einen Sportplatz, der in den dreißiger Jahren schon seinesgleichen suchte. Mit einem großen Sportfest aller Sparten des Arbeiter- Turn- und Sportvereins wurde damals das Sportgelände eingeweiht. Auch als der Arbeiter- Turn und Sportverein verboten wurde, wurde der Platz in den folgenden Jahren noch bespielt, es bedurfte jedoch der öffentlichen Pflege des gesamten Geländes, wofür nur wenig Geld vorhanden war.

Da der Zustand des Fußballplatzes „Am Schorrsberg“ nicht mehr verbessert werden konnte setzte eine jahrelange Diskussion in den fünfziger Jahren ein, wo sich mit Hilfe der Gemeinde ein passendes Gelände finden und ausbauen lassen könnte. Mittlerweile hatten andere Gemeinden diese Lücke geschlossen und neue Sportplätze herstellen lassen. Man suchte also in Ober-Ramstadt ein passendes Gelände, zumal auch die Leichtathletikabteilung innerhalb der Turngesellschaft alles andere als gute Rahmenbedingungen hatte. Auf dem Gelände an der Rollschuhbahn mit seinem starken Gefälle wurde trainiert und zum Sprinten musste die Roßdörfer Straße kurzzeitig gesperrt werden. Favorisiert war schließlich das Gebiet „In der Aue“, wo bereits ein größerer Geländestreifen aus dem früheren Sportplatz des Arbeiter-Sportvereins vorhanden war. Für Planierungsarbeiten konnten Fahrzeuge der US-Army aus Darmstadt gewonnen werden, für die nur geringe Kosten anfielen. Die Rahmenbedingungen waren somit gelegt, die Vereine mussten aber noch viel Überzeugungsarbeit leisten, bis die Gemeindevertreter um ihren Bürgermeister Peter Frankenberger dem Bau des Sportgeländes „In der Aue“ zustimmten.

Mit einem drei Tage dauernden Fest wurde das Sportfeld, mit Laufbahn versehen und einem Funktionsgebäude, seiner Bestimmung übergeben. Für die Fußballfreunde aus Ober-Ramstadt und Umgebung wurde diese Sportplatzweihe zu einer bleibenden Erinnerung.
Kein geringerer, als der damals renommierte 1. FC Köln mit Trainer Hennes Weißweiler und sechs Nationalspielern konnte zu einem Freundschaftsspiel gegen die Mannschaft des SV Darmstadt 98 gewonnen werden. Das Vorspiel bestritt eine Prominentenelf gegen unsere 1. Mannschaft.

Hartplatz als zweiter Platz und neuer Zugang geschaffen

Bald zeigte es sich, dass ein Rasenplatz allein bei den vielen Mannschaften und vor allem bei jedem Wetter nicht ausreichte. Die Stadt ließ deshalb schon wenige Jahre nach der Sportplatzeinweihung noch einen zweiten Platz als Hartplatz anlegen.

In Eigenregie bauten die Fußballer 1978, zwischen dem Hart- und Rasenplatz, Räume für den Kassierer, das Kiosk und eine Toilettenanlage. Gemeinsam mit dem Gebäudeteil der SKG-Turner entstand eine neue Eingangssituation zum Rasenplatz hin und Kassierer Fritz Obmann konnte von nun an auch bei kühlen Temperaturen im Trocknen und Warmen seiner Arbeit sonntags nachgehen.

1985 konnte am Schleifweg ein neues Funktionsgebäude durch die Stadt errichtet werden. Gleichzeitig wurde damit der Zugang zum Sportplatz verlegt. Außerdem wurden neue Parkplätze geschaffen. Ein hauptamtlicher Platzwart sorgte dafür, dass die gesamten Anlagen stets in gepflegtem Zustand sind.

Ein Kommentar von Richard Rohrbach in der Festschrift zur 75-Jahr-Feier 1987 zur Entwicklung auf dem Sportgelände zeigt die Zufriedenheit der Fußballer, endlich eine Heimat gefunden zu haben:

„Nach 75 Jahren hat König „Fußball“ also doch gesiegt! Gesiegt im Wandel der Zeit und vor allem, weil heute der Sport in der Aufgabenliste der Kommunen einen besonderen Stellenwert einnimmt. Die Städte und Gemeinden sehen es heute als eine ihrer vornehmsten Aufgaben an, Sportstätten bereitzustellen, um Schüler, Jugend und Aktiven die Möglichkeit zu geben, im Rahmen der allgemeinen Gesunderhaltung der Menschen Sport zu betreiben. Aber dennoch sind örtlich die Weichen noch etwas verschieden gestellt. In Ober-Ramstadt zumindest dürfen die Sportler der Stadt mit ihren Körperschaften ein echtes Dankeschön sagen für das berühmte „offene Ohr“, das nicht überall eine Selbstverständlichkeit ist.“

Veränderungen auf dem Sportplatz „In der Aue“

In den folgenden zwei Jahrzehnten kam es zu weiteren Veränderungen auf dem Sportplatz „In der Aue“. Neben dem Hauptfeld entstand Anfang der 90-iger Jahre eine BMX-Bahn, die jedoch schon wenige Jahre später ausgedient hatte. Auch eine Stabhochsprunganlage, die anschließend folgte fand nur kurze Zeit Zuspruch. Schließlich wurde Anfang des neuen Jahrtausends an gleicher Stelle ein weiteres kleines Spielfeld erstellt, auf dem die Bambini-Mannschaften und die F-Jugendmannschaften ihre Spiele austragen. Dass bei den Bauarbeiten Teile der alten BMX-Bahn wieder auftauchten erschwerte die Umgestaltung erheblich. Man befürchtete gar, dass das Sportgelände von Altlasten verunreinigt sei. Ein wochenlanger Baustopp war die Folge, bis man feststellte, dass es sich lediglich um beim Abbau der BMX-Bahn nicht ordnungsgemäß entsorgte Teile handelte.

Immer mehr wurde Anfang der 90-iger Jahre auch der Ruf nach einer Räumlichkeit laut, in der die Fußballer ihre Spielersitzungen abhalten konnte und wo sich die Mannschaft nach den Spielen und dem Training treffen konnte. So kam die Idee von Karl-Heinz Stuckert und Thomas Weber auf, auf dem Sportgelände „In der Aue“ den unteren Teil des Kioskgebäudes, der bis dahin als Rumpelkammer genutzt wurde, zu einem Sitzungszimmer umzubauen. Mit großer Beteiligung aus den Reihen der Aktiven wurde die Idee im Jahr 1992 umgesetzt und der „Clubraum“ sollte in den kommenden Jahren viele schöne Feiern erleben.

Unter der Leitung von Heinz Bauer, Bernd Neubert und Fritz Obmann wurde am 17. April 1999 von mehr als 20 Helfern das Zelthaus, das vor etwa zwei Jahren in Ernsthofen abgebaut wurde, am oberen Rasenplatz errichtet. Nachdem auch die Pergola als Verbindung zwischen Kiosk und Zelthaus fertig gestellt war, konnte den Zuschauern bei widrigen äußeren Bedingungen ein wenig Schutz geboten werden.

Der Bau der Flutlichtanlage im Herbst 2001 auf dem Hauptfeld war eine Folge der immer größer werdenden Anzahl von Fußballmannschaften. So konnten nun auch Spiele und Trainingseinheiten auf dem Rasenfeld ausgetragen werden, wenn die Dämmerung bereits eingesetzt hatte.

Mit einem großen Fest, dem „Tag des Fußballs“ wurde am 1. Mai 2003 der untere Rasenplatz offiziell eröffnet. Neben den Kreispokalendspielen kam es zum Spiel der Traditionsmannschaften von Schalke 04 und dem SV Darmstadt 98. Mehr als 1.000 Besucher tummelten sich an diesem Tag auf dem Sportgelände.

Im Mai 2010 wurde auf dem Sportgelände die Festhalle, in der über Jahrzehnte viele große Feste der Ober-Ramstädter Vereine veranstaltet wurden, aber mittlerweile sehr in die Jahre gekommen war, abgerissen. Für die Fußballer bedeutete dies vor allem ein großer Verlust bei der Durchführung der Jugendturniere und vieler anderer Veranstaltungen. Ein Jahr zuvor wurde bereits das ehemalige Platzwarthaus, in dem früher auch die Kabinen untergebracht waren, sowie der ehemalige Toilettentrakt mit dem Ball- und Sanitätsraum abgerissen.

Mit der Eröffnung des Schulsportzentrums an der Lichtenbergschule im Herbst 2011 erfuhr die „Aue“ gerade in den Wintermonaten eine große Entlastung. Auf dem dortigen Kunstrasen konnte nun bei jedem Wetter trainiert und die Naturrasenplätze sehr gut geschont werden.

Für die Sommerpause 2016 nahmen sich die Aktivenmannschaften das erheblich in die Jahre gekommene „Funktionsgebäude“ vor. Unter der Organisation von Hueseyin Güler wurde das Gebäude sowohl von innen, als auch von außen renoviert. Seitdem kann das FCO-Logo schon von weither gesichtet werden.

Veröffentlicht: 24.07.2015 von Thomas Weber